In der Lebensmittelverarbeitung ist sortenreiner, regionaler Honig selten zu finden. Meist stammt der verarbeitete Honig aus Überseeregionen und ist eine Mischung verschiedener Sorten, um gleichbleibende Qualität, Homogenität und Geschmacksprofil abzubilden. Auf der Suche nach einem regionalen Honigproduzenten wurden wir bei Dominique Schmidli fündig. Seine Bienenvölker finden von April bis September im Zürcher Oberland ein breites Nahrungsangebot. Verteilt auf ca. 30 Standplätze beheimatet er dort jeweils bis zu 20 Bienenvölker. Für unseren Honigbiber verwenden wir feinen Waldhonig, der eine kräftige Würze und einen intensiven Geschmack mit sich bringt. Mehrere 100 Kg verarbeiten wir jährlich in unserer Manufaktur und wir sind stolz darauf mit Produzenten wie Dominique zusammen arbeiten zu dürfen. Einem Partner, der sein Handwerk ebenso liebt, wie wir unseres.
Seit über 20 Jahren arbeitet Dominique bereits mit seinen Bienen. Nach seiner Lehre in der Baumschule hat er mit einem Kollegen einen Betrieb für Gartenbau-Unterhalt auf die Beine gestellt. Die Bienen waren dabei immer ein Hobby. In den letzten Jahren nahmen sie dann immer mehr Zeit in Anspruch, so dass er heute davon leben kann.
Dominique Schmidli und seine Bienen
Die Honigherstellung vergleicht Dominique oft mit der Produktion eines Spitzenweins, wo das Ergebnis und der Ertrag sehr von der Natur geprägt sind. „Jedes Jahr ist anders. Einen gleichbleibenden Geschmack gibt es kaum. Dies macht das Produkt aber dafür ausgesprochen authentisch und spannend“, so Dominique.
Wie entsteht eigentlich Honig bzw. Waldhonig?
Honig ist der Süssstoff, welchen die Bienen aus Nektar und Honigtau bereiten. Aus dem Nektar wird von den Bienen Blütenhonig, aus dem Honigtau (den Ausscheidungen der Blattläuse) der Waldhonig produziert. An ein und dem selben Baum, können sich verschiedene Läusepopulationen übers Jahr ansammeln, wodurch der Honig seine eigene Note bekommt. Durch diese gewisse Abhängigkeit zwischen Bienen und Pflanzen entsteht eine effektive Bestäubung der Blüten.
Bienen nehmen die Nektarsäfte über ihren Rüssel auf und transportieren ihn in der Honigblase in den Stock. Die Stockbienen geben bieneneigene Stoffe hinzu und reduzieren den Wassergehalt. Sobald der Wassergehalt nur mehr ca. 16 – 18.5 % erreicht hat, werden die Lagerzellen (Honigwaben) des Honigs mit einer luftundurchlässigen Wachsschicht überzogen. Diese eingelagerten Vorräte sind für den Winter vorgesehen, wird dieser Vorrat jedoch durch den Imker geerntet, muss das Bienenvolk vor dem Winter mit einer Zuckerlösung gefüttert werden.
Das Bienenvolk
Ein Bienenvolk besteht aus 3 unterschiedlichen Bienentypen. Angeführt wird das Volk von einer Königin. Sie sichert die Fortpflanzung im Bienenvolk und steuert den Zusammenhalt des Volkes. Unterstützt wird sie im Sommer von bis zu 30 000 Arbeiterinnen, welche die Zellen putzen und den Bienenstock rein halten. Ebenfalls kümmern sie sich um die Brutpflege und den Bau von neuen Waben. Pro Jahr liefert ein Volk, je nach Witterung, zwischen 20 und 25 Kg im Durchschnitt.
Die männlichen Drohnen (ca. 3000) haben zur Aufgabe die Brut zu wärmen und eine neue Königin zu begatten. Nach der geleisteten Arbeit (Von März bis Juli) werden diese von den Arbeiterinnen aus dem Stock gedrängt.
Durch verschiedene Krankheitserreger, wie Milben und Bakterien, sowie Parasiten sind Wildbienen in der Schweiz aktuell gefährdet. Hinzu kommt die Intensivierung in der Landwirtschaft und das Mähen von Blumenwiesen, welches es den Bienen erschwert ausreichend Nahrung zu finden.
Gesundheit und Nährstoffe im Honig
Vitamine, Mineralstoffe und Enzyme – all diese sind im Naturprodukt „Honig“ enthalten.
Die im Honig enthaltenen Enzyme geben die Bienen durch ihren Speichel hinzu. Das bekannteste unter ihnen ist die Invertase. Ihre Aktivität wird unter anderem gemessen, um nachzuweisen, wie gut seine Qualität ist. Daneben enthält Honig noch eine Vielzahl weiterer Enzyme, wie Phosphatase, Diastase und Amylase. Diese wirken ebenfalls antibakteriell und verdauungsfördernd.
Neben den Enzymen sind es die sogenannten Inhibine, die die Wirkung des Honigs ausmachen. Auch sie sind wie die Enzyme aktive Inhaltsstoffe. Als Inhibine bezeichnet man ganz allgemein Stoffe, die andere in ihrer Wirkung hemmen. Diese Stoffe sind für die entzündungshemmende Wirkung des Honigs bei Infektionen und seine lindernde Wirkung bei Erkältungskrankheiten verantwortlich.
Hinzu kommen Vitamine und Mineralstoffe, wie Vitamin C, Vitamin B1, Vitamin B2-komplex, Vitamin B6, Vitamin H (Biotin), Pantothensäure und Folsäure. Diese Wirkstoffe sind für die Aufrechterhaltung aller Lebensvorgänge notwendig.
An Mineralstoffen enthält Honig sowohl Magnesium, Calcium, Natrium, Kalium und Phosphor. Blütenhonig ist dabei oftmals reicher an Calcium, Waldhonig hat dagegen meist einen höheren Gehalt an Eisen und Kalium.
Nicht vergessen werden dürfen als Inhaltsstoffe des Honig auch die Aromastoffe. Etwa 120 verschiedene Duft- und Aromastoffe kann Honig enthalten. Sie wirken appetitanregend und verdauungsfördernd und stimulieren das Immunsystem des menschlichen Körpers.
Geschichte des Honigs
Die ältesten Zeugnisse der Honigernte von Menschen gehen auf die Jungsteinzeit zurück. Eine ca. 12000 Jahre alte Felsmalerei zeigt eine Honigsammlerin, die an einer Strickleiter emporklettert, um an ein Bienennest in einer Felsnische zu gelangen. Der Ursprung der Kultivierung der Bienenhaltung wird im 7. Jahrtausend v. Chr. in Anatolien vermutet. Um 3000 v. Chr. galt Honig im alten Ägypten als «Speise der Götter» und als Quelle der Unsterblichkeit: Ein Topf Honig wurde mit dem Wert eines Esels aufgewogen.
Im Altertum diente Honig als natürliches Wundermittel, das den Menschen Schönheit und ein langes Leben bescherte. Griechische Athleten schätzten ihn als Energiespender und Muntermacher. Schon im alten Griechenland wusste man, dass Honig eiternde Wunden der verletzten Krieger heilt, Fieber senkt und das Blut kühlt und verdünnt. Auch die Römer schätzten den süssen Nektar sehr. Er war so beliebt, dass die inländische Produktion nicht mehr ausreichte und die Preise ins Unermessliche stiegen. Einem römischen Kochbuch zufolge wurde kein Gang eines römischen Banketts ohne Honig zubereitet, zum Beispiel in Saucen zu Fisch, Fleisch und Geflügel. Auch Nüsse und Pinienkerne wurden als Beilage in Honig serviert.
Auf Grund der limitierten Mengen importierte man Honig von den griechischen Inseln und aus Spanien und forderte ihn sogar von den besiegten Feinden als Tributzahlung: Nach dem Sieg über die Korsen verlangten die Römer einen jährlichen Tribut von 100’000 kg Honig. Kaiser Augustus, heisst es, habe sich das Prinzip «Wenig Fett, viel Honig» zu eigen gemacht. Ausser den von ihren Ärzten bereiteten Heiltränken aus Honig kannten die Römer auch die aus Spanien stammenden Rezepturen für Honigwein (Met) und die gallischen und germanischen Mischungen von Honig und Gerstensaft (Honigbier).